Beschreibung der Arten

Typosyllis pulvinata Langerhans, 1881

Abb. 70: Typosyllis pulvinata Langerhans, 1881

Abb. 70

Locus typicus. — Puerto de la Cruz, Teneriffa, Kanarische Inseln.

Typusmaterial. — Nicht auffindbar. Verloren?

Beschreibung. — Körper mittelgroß, breit, kurzer Segmentabstand. Länge: 15,5 mm, 75 borstentragende + 5 borstenlose Segmente; Breite: 950 µm ohne, 1.200 µm mit Parapodien. Breiten-/Längenverhältnis in allen Segmenten etwa 4. Körperoberfläche glatt. Keine besondere Pigmentierung. Farbe hell, fast transparent in Einbettmittel.

Prostomium breitoval, fast zweimal so breit wie lang, vorderer Rand gerade. Palpen kräftig, so lang wie breit und etwa so lang wie das Prostomium, dorsal über die gesamte Länge voneinander getrennt. Vier rotbraune Augen, in einem leichten Trapez angeordnet in der Mitte des Prostomiums; vordere nierenförmig, hintere nierenförmig bis oval, höchstens halb so groß wie die vorderen, 2-3 Augendurchmesser von diesen entfernt. Zwei Stirnaugen am vorderen Rand, oval, ein Drittel bis halb so groß wie die hinteren Augen (können fehlen). Mediane Antenne ca. 16-gliedrig, hinter den hinteren Augen, laterale Antennen 12-13-gliedrig, anterolateral am prostomialen Rand. Antennen kräftig, Gliederung deutlich; Glieder breitoval.

Peristomium kürzer als folgende Segmente, vom Prostomium undeutlich getrennt. Peristomialcirren dorsal 17-18-gliedrig, ein Drittel der Länge über die Palpenenden hinausreichend, ventral mit 10-12 Gliedern.

Borstensegmente +/- deutlich voneinander getrennt. Parapodien klein, ein Fünftel so lang wie der Körper breit. Dorsalcirren wie folgt gegliedert: 1. DC 21-23-gliedrig, 2. DC 12-13-gliedrig, 3. DC 15-17-gliedrig, 4. DC 22-25-gliedrig, 5. DC 12-13-gliedrig, 6. DC 18-19-gliedrig, in den folgenden Segmenten nicht sehr deutlich in der Länge alternierend, in Körpermitte mit 16-19 bzw. 11-14 Gliedern, posterior mit 12-13 bzw. 9-10 Gliedern. Dorsalcirren kräftig, distad verjüngt; Glieder breitoval. Ventralcirrus kurz kegelförmig, midbasal inserierend, nicht über das Ende des Parapodiallappens hinausragend.

Zusammengesetzte Borsten falciger, bidentat bis subbidentat; anterior 8-10, ab Körpermitte 7-8 pro Borstenbündel. Endglieder mäßig lang, schälmesserförmig, bis relativ kurz, sichelförmig, anterior 10-17 µm (ELV ca. 1,7; Abb. 70A-C), in Körpermitte 11-24 µm (ELV ca. 2,2; Abb. 70E-G), posterior 11-30-µm (ELV ca. 3; Abb. 70I-L). Primärer Zahn mindestens so groß wie der sekundäre Zahn, in den mittleren und ventralen Borsten teilweise schlanker, verjüngt, sekundärer Zahn relativ fein, nicht viel größer als die distalen tertiären Zähnchen. Tertiäre Zähnchen von mittlerer Länge, distad etwas kürzer werdend. Schäfte gewöhnlich, in den dorsalen Borsten schlanker als in den übrigen Borsten, besonders posterior, subdistal mit kurzen, undeutlichen Stacheln. — Einfache Dorsalborste gerade, fein bifid, subdistal mit mehreren Stacheln; ab 6. Parapodium. Einfache Ventralborste gebogen, ein wenig schlanker, fein bidentat, sekundärer Zahn kleiner als der primäre Zahn, subdistal gezähnt. — Aciculae: anterior 2 (1 leicht umgebogen, 1 schräg abgestutzt; Abb. 70D), in Körpermitte 2 (distal umgebogen; Abb. 70H), posterior 2 (stempelförmig; Abb. 70M), nach hinten hin kräftiger werdend.

Pygidium mit paarigen Analcirren, 15-gliedrig, und einem unpaaren medianen Analcirrus.

Pharynxtubus über 6 Segmente, hell in Einbettmittel, vier Fünftel des hinteren Teil mit einzelnen Pigmentpunkten. Zahn deutlich, schwertförmig, sehr schlank, hellgelb, ca. 5 mal so lang wie breit, anterior zugespitzt, mit der Spitze an die Pharynxöffnung reichend. Proventrikel von gleicher Länge, zwischen dem 8. und 12./13. BS, ca. 30 Muskelzellringe (cranial 5, caudal 25), gelbgrau in Einbettmittel.

Reproduktion. — Die Art bildet tetracere Stolonen (MALAQUIN 1893).

Verbreitung. — Kanarische Inseln, Mittelmeer, Suez-Kanal (?).

Derivatio nominis. — Der Name leitet sich wahrscheinlich von "pulvinus" [lat.] (= Polster, Kissen) ab und könnte damit auf das Habitat (Büschelalgen?) hinweisen, in dem der Autor das Typusmaterial gefunden hat.

Diskussion. — Ähnlich gestaltete Antennen, Dorsalcirren und falcigere Borsten mit einem vergleichbaren Endgliedlängenverhältnis haben T. variegata (GRUBE, 1860), T. aciculata TREADWELL, 1945, T. gerlachi HARTMANN-SCHRÖDER, 1960, T. remanei HARTMANN-SCHRÖDER, 1960, T. golfonovensis HARTMANN-SCHRÖDER, 1962 und T. kabilica (BEN-ELIAHU, 1977) comb. nov., stat. nov. Im Gegensatz zu Typosyllis pulvinata ist der Pharynxtubus in diesen Arten jedoch dunkel und rostbraun. Davon abgesehen besitzen T. variegata, T. aciculata und T. remanei anterior mehr und posterior weniger Aciculae pro Borstenbündel, die auch anders gestaltet sind als bei der vorliegenden Art. Bei T. gerlachi haben die Parapodien ab Körpermitte nur jeweils eine Acicula; bei T. golfonovensis ist die einfache Ventralborste deutlicher bidentat; bei T. kabilica sind die tertiären Zähnchen in den Borstenendgliedern feiner und länger.

Die Erstbeschreibung von Typosyllis pulvinata LANGERHANS, 1881 von Teneriffa ist sehr knapp und enthält nicht einmal eine Zeichnung. Typusmaterial, welches überarbeitet werden könnte, ist nicht auffindbar. Mehr als 100 Jahre nach der Erstbeschreibung sammelten und beschrieben NÚÑEZ, SAN MARTÍN & BRITO (1992) Material von El Hierro und Fuerteventura, Kanarische Inseln, welches sie T. pulvinata zuordneten. Gleichzeitig synonymisierten sie S. (T.) truncata mediterranea BEN-ELIAHU, 1977 mit Typosyllis pulvinata.