Beschreibung der Arten
Typosyllis vivipara (Krohn, 1869)
Abb. 64
Locus typicus. — Hafendamm von Nizza, Frankreich.
Typusmaterial. — Verloren.
Beschreibung. — Körper sehr klein und relativ breit. Segmentgrenzen nur lateral deutlich. Länge des größten Tieres: 1,6 mm, 22+ Borstensegmente; Breite: 300 µm ohne, 500-550 µm mit Parapodien. Breiten-/Längenverhältnis in allen Segmenten 5-6 (Hinterende fehlt in allen untersuchten Tieren). Körperoberfläche glatt. Keine besondere Pigmentierung; transparent in Lebendmaterial (KROHN 1869) und in Ethanol.
Prostomium breitoval, etwa eineinhalb bis zweimal so breit wie lang, vorderer Rand gerade bis leicht gebogen. Palpen kräftig, leicht kegelförmig, eineinhalb mal so lang wie breit und so lang wie das Prostomium, distal breit gerundet und geringfügig schmaler als proximal, über die gesamte Länge voneinander getrennt. Vier Augen, in einem weiten Bogen etwas vor der Mittellinie; vordere Augen nierenförmig, dicht am lateralen Prostomialrand, hintere Augen oval und etwas kleiner als die vorderen Augen. Zwei kleine ovale Stirnaugen nahe des vorderen Prostomialrands. Mediane Antenne 20(?)-gliedrig, zwischen den hinteren Augen in der Mitte des Prostomiums; laterale Antennen 20-24-gliedrig, anterolateral am prostomialen Rand. Antennenglieder quadratisch bis breitoval, Ecken gerundet.
Peristomium sehr kurz, dorsal vom ersten Borstensegment undeutlich getrennt. Peristomialcirren dorsal 14-18-gliedrig, über die Palpenenden hinausreichend, ventral abgebrochen.
Borstensegmente nur lateral deutlich voneinander getrennt. Parapodien ein Drittel bis die Hälfte der Körperbreite lang. Dorsalcirren wie folgt gegliedert: 1. DC 25-28+-gliedrig, 2. DC 24-26-gliedrig, 3. DC ca. 33(-40)-gliedrig, 5. DC 25-27-gliedrig, in den folgenden der vorhandenen Segmente 32-36-gliedrig bzw. 20-24-gliedrig, sehr deutlich in der Länge alternierend. Dorsalcirren in Vergleich zu den Antennen schlanker, die Glieder gerundeter, distal rundlich bis länglich oval. Ventralcirrus daumenförmig, basal inserierend, an das Ende des Parapodiallappens reichend oder etwas kürzer.
Zusammengesetzte Borsten falciger, bidentat; anterior 9-10, in Körpermitte 6 pro Borstenbündel. Endglieder anterior 12-18 µm (ELV 1,5; Abb. 64A-C), in Körpermitte proximal breiter, 15-18 µm (ELV 1,2; Abb. 64F-G). Sekundärer Zahn anterior von gleicher Größe wie der primäre Zahn, in Körpermitte etwas kleiner; +/- kräftig, gebogen und gerundet. Tertiäre Zähnchen teilweise grob, besonders ab Körpermitte, distad kürzer werdend. Schäfte relativ schlank, distal zugespitzt, subdistal mit kurzen Stacheln. — Einfache Dorsalborste gerade, gekerbt, wenig dünner als die Schäfte innerhalb desselben Parapodiums; primärer und sekundärer Zahn gleich groß, subdistal ca. 8 relativ lange, spitze Stacheln; ab 20. Parapodium (Abb. 64H). Einfache Ventralborste in keinem der unvollständigen Exemplare vorhanden. — Aciculae: anterior 2 (1 stempelförmig, 1 streichholz- bis löffelförmig; Abb. 64D), in Körpermitte 1 (löffelförmig; Abb. 64E).
Hinterende in jedem der untersuchten Tiere fehlend.
Pharynxtubus sehr kurz, über 6 Segmente, Farbe in Ethanol hell, leicht rosa. Zahn sehr deutlich, transparent, eiförmig, zweimal so lang wie breit, anterior schmal gerundet, eine Zahnlänge hinter der Pharynxöffnung. Proventrikel tonnenförmig, so lang wie der Tubus, zwischen dem 7./8. und 12. BS, 25-27 undeutliche Muskelzellringe (cranial 3, caudal 22-24; nur noch lateral erkennbar), Farbe fast ausgeblichen.
Reproduktion. — Viviparie.
Verbreitung. — Mittelmeer.
Derivatio nominis. — Der Name kennzeichnet die vivipare Reproduktion.
Diskussion. — HASWELL (1920) und BEN-ELIAHU (1977) nennen den Besitz unidentater Borsten für T. vivipara als Unterscheidungsmerkmal von T. parturiens (HASWELL, 1920), der einzig anderen bekannten viviparen Typosyllis-Art. Nachuntersuchungen an T. vivipara Material aus dem Mittelmeer zeigten jedoch, dass die Endglieder dieser Borsten ebenfalls bidentat sind. Die Arten unterscheiden sich jedoch in den Längenverhältnissen der Endglieder.
Viviparie wurde auch für Ehlersia nepiotoca CAULLERY & MESNIL, 1916 berichtet. Die Art muß jedoch als nomen dubium betrachtet werden. Darüberhinaus ist Viviparie von mehreren Arten der Gattung Dentatisyllis PERKINS, 1981 bekannt: D. mangalis RUSSELL, 1995, D. kiaorensis (HARTMANN-SCHRÖDER, 1992) und D. mortoni DING, LICHER & WESTHEIDE, 1998. Bei Dentatisyllis ist der Rand der Pharynxöffnung jedoch nicht glatt, sondern charakteristisch gezackt.